Was erwartet die Forst- und Holzwirtschaft angesichts der aktuellen Ereignisse. Ein Interview mit proHolz Obmann Leo Schnaubelt.
Schnaubelt: Außerordentliche Zeiten erfordern außerordentliche Maßnahmen. Ich hoffe, dass unsere Bundesregierung viele Dinge von Grund auf neu denkt und entsprechende Maßnahmen setzt, auch im Bereich der Forst- und Holzwirtschaft, die nicht nur für Kärnten, sondern für ganz Österreich von großer Bedeutung ist.
Wo sollte man ansetzen?
Ganz wesentlich ist eine gesunde Forstwirtschaft. Ihr muss nachhaltig unter die Arme gegriffen werden, denn unabhängig von der aktuellen Krise hat diese Branche seit längerer Zeit mit Widrigkeiten zu kämpfen. Die Naturkatastrophen der vergangenen Jahre sind noch nicht vollständig verdaut. Zu den Umsatzrückgängen und dem Preisverfall von 20 bis 30 Prozent für Rundholz kommt jetzt auch – bedingt durch die extreme Trockenheit – der Borkenkäfer-Befall. Tschechien geht bereits diesen Weg und unterstützt massiv die Forstbetriebe.
Was erwarten sich die Betriebe?
Viele Betriebe beantragen nun Überbrückungshilfen. Ein Teil davon sollte nicht zurückgezahlt werden müssen, da bei einer Normalisierung der wirtschaftlichen Situation die finanziellen Mittel an die Rückzahlung gebunden wären und für Investitionen sowie Innovationen verloren gingen. Ein Anreiz für den privaten Hausbau wäre die Halbierung der Mehrwertsteuer im Baubereich auf einen begrenzten Zeitraum. Das würde vielen mit dem Bau verbundenen Branchen nutzen.
Italien ist ein wichtiger Exportmarkt. Wie schaut es da aus?
Italien ist ein großes Thema, der Einbruch ist enorm. Ich bin strikt gegen eine Vergemeinschaftung von Schulden, aber Europa braucht nach diesem Virus-Ereignis – ausschließlich für neue Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft – ein gemeinsames Wiederaufbauprogramm, damit auch die südeuropäischen Länder in den Genuss niedriger Zinsen kommen. Davon würde ganz Europa profitieren.
Welche Chancen könnten aus der Krise erwachsen?
Eine Chance könnte sein, die Verwaltungsreform in einem großen Rahmen weiterzuentwickeln und umzusetzen. Zum Beispiel ist es höchste Zeit für eine einheitliche Bauordnung. Derzeit haben wir neun, jedes Bundesland hat seine eigene. Vereinheitlichungen und Zusammenlegungen wären auch in anderen Bereichen möglich und sinnvoll.
Wie wird sich der Holzbau weiterentwickeln?
Der Holzbau hat sich bisher ausgezeichnet entwickelt und wird sich als wesentlicher Beitrag zu einer gesunden und lebenswerten Umwelt auch in Zukunft stark weiterentwickeln. Noch ausreichend Potenzial gibt es im städtischen Bereich und im öffentlichen Bau, doch auch hier zeigen sich zunehmend Tendenzen zu Bauen mit Holz. Wir hoffen, dass das in Diskussion befindliche Technologie-Netzwerk Südalpen nun gegründet wird und davon eine Reihe von Impulsen ausgehen werden.