Holzbaufachberater Fritz Klaura

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Bauen mit Holz. Was haben wir gelernt?

Was ist in den letzten 20 Jahren im Holzbau gelungen?
Ein wichtiger Schritt in den letzten Jahren war die Entwicklung des virtuellen Modelles. Das heißt, der Architekt schickt seine Pläne inklusive Leitdetails an den Holzbaumeister. Dieser macht damit seine Werkplanung als 3D-Modell im Computer, in dem alles bis zur letzten Schraube enthalten ist. Das ist die Grundlage für Arbeitsvorbereitung. Gleichzeitig  kann und muss hier die Bauleitung erfolgen. Der große Vorteil besteht auch darin, dass alle Beteiligten den Bau am Modell optimieren können, bevor irgendetwas umgesetzt wird. In Verbindung mit dieser Entwicklung wurden verschiedene Holzwerkstoffe kreiert. Wir sind aus der Versuchsphase draußen und bauen heute Standard-Objekte  auf hohem Niveau.

Was ist heute das Zukunftsbild?
Wir werden Holzhäuser bauen, in denen keine Heizung mehr notwendig ist und gehen damit in Richtung Energieautarkie und Hebung der heimischen Wertschöpfung. Es wird mehrgeschossige Holzhäuser bis hin zum Hochhaus geben. In Wien wird gerade ein solches Hochhaus mit 24 Geschossen gebaut. Holz ist mit seinen ökologischen Eigenschaften in Zukunft auch die Nummer eins bei thermischer Sanierung und Verdichtung im städtischen Bereich. 50 Prozent der Hochbauten sollen in Holz errichtet werden.

Was sind Ihre zentralen Lösungsansätze und Kompetenzen?
Meine zentrale Kompetenz ist die Vermittlung von Holzbau. Ich bin selbst von diesem Material so begeistert, dass ich diese Begeisterung auch weitertragen will und kann. Ich habe mir in den letzten 40 Jahren in dieser Branche ein sehr solides Praxiswissen erarbeitet. Aufgewachsen bin ich in der Werkstätte des elterlichen Zimmereibetriebes und habe dort alle Facetten der Holzverarbeitung kennengelernt. Der Geruch frisch geschnittenen Holzes beim Holzkaufen im Wald mit meinem Vater gehört zu den  wunderbarsten Erinnerungen aus dieser Zeit. Das ganze Umfeld des Werkstoffes Holz hat mich so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich mein Studium abgebrochen habe, um den Holzbau von Grund auf zu lernen. Und ich lerne immer noch. Mein fundiertes Fachwissen gepaart mit Humor sind mein Lösungsansatz bei vielen Fragen. Außerdem respektiere ich die Meinung anderer Experten. Beim gemeinsamen Entwickeln von Lösungen erzielen wir die besten Ergebnisse.

Was war Ihr bester Irrtum?
Meinen besten Irrtum habe ich 1986 begangen. Wir haben im elterlichen Betrieb ein Ensemble aus Holz gebaut und dafür sogar den Landesbaupreis erhalten. Leider ist uns ein Fehler beim Wandaufbau unterlaufen und wir waren gezwungen, das Gebäude nach kürzester Zeit zu sanieren. Die Folge davon war, dass ich mich intensiv mit der Bauphysik auseinandergesetzt habe. Außerdem habe ich mir geschworen, so einen  Fehler nicht noch einmal zu begehen und jede neue Entwicklung genau zu hinterfragen.

Was waren damals Dogmen in der Holzbau- Szene?
Ein Dogma in den 80ern war es, Autoritäten nicht zu hinterfragen. Erlaubt war, was wir von unseren Vorgängern gelernt hatten. Aber man hat schon gespürt, dass sich was ändern würde.

Was sind heute Dogmen, die man hinterfragen darf?
Heute müssen wir alles hinterfragen. Mit zunehmendem Wissen laufen wir Gefahr, uns selbst gegenüber unkritischer zu werden.

Gab es einen Moment, in dem Sie Ihre Einstellung gravierend verändert haben?
Ich habe irgendwann erkannt, dass man mit Holz mehr machen kann als einen Dachstuhl. Dazu beigetragen haben die Erfahrungen in meinem Ferienjob, bei dem wir große Leergerüste für Betonschalungen errichtet haben. Da wurde mir bewusst, dass Holz Beton stützt.

Auch die Begegnung mit dem begnadeten Holzexperten Hermann Blumer hat mich inspiriert. Er hat laufend Tabus in der Baubranche gebrochen und viel in Holz gebaut, wo Stahl- und Betonbauer  schon aufgegeben hatten.

Wo entstanden die heftigsten Konflikte und wie sind Sie damit umgegangen?
Die heftigsten Konflikte sind immer dort entstanden, wo Holz nicht seinen Eigenschaften entsprechend eingesetzt wurde. Dort , wo man glaubte, die Natur überlisten zu können. Ich konnte oft, trotz heftiger Auseinandersetzung gewisse Fehler nicht aufhalten.  Das schmerzt. Denn diese Fehler schaden dem Holzbau.
Wo erleben Sie heute Widerstand, Konflikt?
Heute erlebe ich die heftigsten Konflikte und Widerstände durch festgefahrene Meinungen und Angst vor Veränderung. Veränderung braucht viel Zeit und Kreativität. Die größten Verhinderer einer guten Weiterentwicklung sind Menschen in falschen Positionen ohne Kreativität.

Was hat sich im Holzbau bewährt?
Das alte Materialwissen bewährt sich tagtäglich. Es hat nach wie vor Gültigkeit auch bei der Verwendung  von modernen Holzwerkstoffen. Wir müssen den Umgang mit Holz gut lernen und seine Materialeigenschaften respektieren.

Was ist der nächste Schritt beim Bauen mit Holz?
Der nächste Schritt ist, die Bauweisen noch ökologischer zu machen. Dazu gehört ein intelligenter Mix von Holzarten in tragenden Elementen z.B. die Kombination von Baubuche mit Fichtenbrettschichtholz  oder Eiche mit Fichte für Wand- und Deckenelemente. Es geht darum, die Eigenschaften des jeweiligen Holzes gezielter zu nutzen und so die Effizienz des Werkstoffes Holz zu steigern. Ich möchte hier auch die Verbindungs- und Fügetechnik erwähnen. Klebeverbindungen werden Anschlüsse erlauben, die einer Schweißverbindung im Stahlbau ähneln. So wird der Holzbau unschlagbar.

Fritz Klaura
proHolz Kärnten Fachberater
Zimmermeister – Holzbaumeister

Fotos: K.Pan