Ein Interview mit Architektin Sonja Hohengasser. Sie ist Gewinnerin mehrerer Holzbaupreise und seit 2018 Professorin im Studiengang Architektur an der FH Kärnten in Spittal.

Was ist in den letzten 20 Jahren im Holzbau gelungen?

Der Holzbau hat mehr Anerkennung bekommen. Holz wird als wertvolles Baumaterial wahrgenommen. Menschen wollen heute gesünder leben und greifen deshalb vermehrt auf Holz zurück.

Was ist heute das Zukunftsbild?

Der Holzbau hat aus meiner Sicht eine große Zukunft. Ich höre von meinen Kunden oft: „Ich will ein kleines Holzhaus.“ Sie wollen was Kleines, Flexibles und manchmal sogar Transportables, weil sie mobiler geworden sind. Neue Lebensweisen und Arbeitssituationen verlangen nach neuen Wohnformen. Das Minimieren und Reduzieren zugunsten von Leistbarkeit ist ein Trend, genauso wie das ökologische Wohnen.

Was sind Ihre zentralen Lösungsansätze und Kompetenzen?

Ich kann gut Wünsche der Auftraggeber umsetzen und sie davon begeistern, wenn ich auch selber begeistert bin. Außerdem gehören Vernetzen und lösungsorientiertes Denken zu meinen Stärken.

Was war Ihr bester Fehler?

Ich werde nie wieder ein altes Haus ohne Bauphysiker sanieren, weil man alte Bausubstanz aus Unwissenheit leicht zerstören kann.

Was waren vor 20 Jahren die Dogmen in der Holzbau- Szene?

Der Holzbau war eher beschränkt einsetzbar. Der technische Fortschritt, vor allem im Brandschutz, macht heute beinahe jede Bauaufgabe möglich. Dem sollte auch die öffentliche Hand Rechnung tragen und mit gutem Beispiel vorangehen.

Gab es einen Moment, in dem Sie Ihre Einstellung gravierend verändert haben?

Ich habe das Bauernhaus meiner Eltern vor über 20 Jahren umgebaut. Heute bereue ich, dass ich es nicht geschafft habe, noch mehr von den bestehenden Einbauten zu erhalten. Der alte Holzboden zum Beispiel, er würde heute eine einzigartige Atmosphäre erzeugen. Möglichst viel zu erhalten und zu ergänzen statt zu ersetzen, ist jetzt mein vorrangiges Ziel.

Wo erleben sie heute Widerstand, Konflikt?

Interessanterweise fällt es oft besonders schwer, den Baustoff Holz bei Bauherren aus dem ländlichen oder gar landwirtschaftlichen Bereich durchzusetzen, vor allem wenn der Baustoff unbehandelt verwendet werden soll.

Was hat sich im Holzbau bewährt?

Der Holzbau hat sich generell bewährt. Die konstruktiven Detailausbildungen sind wichtig und werden immer stärker zum Thema, um die Haltbarkeit zu steigern.

Im Innenausbau schafft das unbehandelte Holz eine besondere Atmosphäre und kann auch, wie Studien beweisen, Aggressionen mindern. Deshalb ist Holz auch für den Bau von Kindergärten und Schulen ideal.

Was ist der nächste Schritt beim Bauen mit Holz?

Aufgrund der Forderung nach schnellem Bauen könnte sich die Raumzellenbauweise verstärken. Aus meiner Sicht ist es aber wichtig, neben der Industrialisierung unbedingt das handwerkliche Wissen zu erhalten und sich wieder auf das einfachere Bauen zu besinnen.

Sanieren wird aus ökologischen Gründen ein großes Thema werden und dafür brauchen wir gute Handwerker.

Interview: Kristin Pan, Dezember 2018 | Foto: Tine Steinthaler