Georg Hubmann ist Holzbaumeister, Geschäftsführer der Holzbau Hubmann GmbH und Kärntner Landesinnungsmeister. Mit 40 Mitarbeitern ist er national und international tätig.
Was ist in den letzten 20 Jahren im Holzbau gelungen?
Heute können wir – anders als vor 20 Jahren – durch die computerunterstützte Fertigung große und schöne Bauprojekte kostengünstig herstellen. Die Produktionskosten sind gesunken und die Bauqualität ist deutlich gestiegen. Dadurch können wir die heutigen Anforderungen der Kunden gut erfüllen.
Was ist heute das Zukunftsbild?
Holz ist einer der Baustoffe, der den Vorschriften in Zukunft gerecht wird. Ich denke dabei zum Beispiel an die EU-Gebäuderichtlinien und die Lebenszykluskosten. Gebäude dürfen gewisse Grenzwerte hinsichtlich Ressourcen- und Energieverbrauch sowie CO2 Ausstoß nicht überschreiten. Das kann mit Holz einwandfrei gewährleistet werden. Dadurch eröffnen sich neue Potenziale und Geschäftsgebiete. Der Trend geht eindeutig zu Bio-Baustoffen. Auch mehrgeschossige Wohnbauten sind in Holz gut realisierbar.
Gleichzeitig macht das Übermaß an Vorschriften das Bauen bald unfinanzierbar. Wir müssen darauf achten, dass durch die Industrialisierung nicht unser Fachwissen verloren geht. Kein Industriebetrieb kann einen Handwerksbetrieb ersetzen. Holzbaubetriebe dürfen nicht zu reinen Montagebetrieben werden.
Was sind Ihre zentralen Lösungsansätze und Kompetenzen?
In unserem Betrieb bieten wir noch die gesamte Palette eines Holzbaubetriebes an, vom Balkon über den Wasserbau bis zum Holzhaus. Andere Betriebe spezialisieren sich zunehmend. Unsere zentrale Kompetenz ist die profunde Ausbildung, die nicht mehr selbstverständlich ist. Wir haben Kunden, die auf Qualität schauen und daher immer wieder zu uns kommen. Der persönliche Einsatz ist das Um und Auf.
Was war Ihr bester Irrtum?
Mein bester Irrtum war eine nicht gelungene Übergabe. Ich war damals noch sehr jung und habe einen Auftrag mitten in der Abwicklung übernommen. Aufgrund mangelnder Kommunikation sind Fehler passiert und ich musste ein fertig montiertes und eingedecktes Dach im Bereich des Vordaches um 30 cm kürzen. Gelernt habe ich daraus, dass die Kommunikation bei jedem Bauvorhaben von zentraler Bedeutung ist.
Was waren damals Dogmen in der Holzbau-Szene?
Vor 20 Jahren hat die Behörde noch kein größeres Haus in reiner Holzbauweisegenehmigt, mit der Begründung, dass es optisch und brandschutztechnisch nicht passt. Ebenso waren Hotelbetriebe in Holz aus brandschutztechnischen Gründen nicht erlaubt. Wir haben als Pioniere eines der ersten Hotels in Holz durchgebracht und darauf sind wir stolz. Die Einstellung der Behörden hat sich zugunsten des Holzbaues verändert. Wir haben jedenfalls immer alle Aufgaben angenommen, Lösungen gefunden und umgesetzt.
Was sind heute Dogmen, die man hinterfragen darf?
Heute sind alle Aussendämmungen z.B. aus Styropor zu hinterfragen. Gewisse Dämmstoffe sind nicht mehr zeitgemäß, es gibt gute Alternativen z.B. die Holzweichfaserplatten. Diese Dämmstoffe eignen sich hervorragend für die sogenannte „Gebäudeertüchtigung“. Das heißt, die Gebäude werden qualitativ und bautechnisch aufgewertet.
Gab es einen Moment, in dem Sie Ihre Einstellung gravierend verändert haben?
Durch die ständige Vergrößerung unseres Holzbaubetriebes in Kärnten musste ich lernen zu delegieren und Kompetenzen abzugeben. Und siehe da, alles funktioniert.
Wo erleben Sie heute Widerstand, Konflikt?
Nach wie vor ist es eine Herausforderung, den Leuten die Angst vor der Brandgefahr beim Holzbau zu nehmen. Das ist ein Relikt aus den Kriegsjahren. Da gilt es weiterhin viel Überzeugungsarbeit zu leisten und zu zeigen, dass auch mit Holz brandsicheres Bauen möglich ist.
Was hat sich im Holzbau bewährt?
Dass sich der Holzbau bewährt, erkennt man unter anderem daran, dass vermehrt öffentliche Bauten wie Kindergärten und Schulen in Holz errichtet werden. Dadurch kann eine besonders gute Atmosphäre geschaffen werden.
Bewährt haben sich außerdem die schnellen Montagezeiten von Holzhäusern, die dadurch geringeren Bauzeiten und die umweltfreundlichen Eigenschaften von Holz.
Was gehört abgelöst?
Die Überregulierung im Bauwesen.
Was ist der nächste Schritt beim Bauen mit Holz?
Wir müssen danach trachten, dass Bauen leistbar bleibt. Die Vorschriften und der damit verbundene große Aufwand müssen überdacht werden. Das gilt für alle Baustoffe.
Interview: Kristin Pan
Fotos: Fritz Klaura