Ein Interview mit Bauingenieur Markus Lackner.
Markus Lackner ist Bauingenieur in Villach und hat den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf den konstruktiven Ingenieurholzbau gelegt. Er ist international tätig und lieferte die konstruktiven Lösungen beim Bau des 100 Meter hohen Holzturms am Kärntner Pyramidenkogel.
Was ist in den letzten 20 Jahren im Holzbau gelungen?
Es ist gelungen, den Holzbau in Zusammenhang mit Innovation,Ökologie, Energiesparen und spektakulären Bauwerken ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Was ist heute das Zukunftsbild?
Der Holzbau hat in gewissen Teilen der Welt einen starken Aufwind erfahren, nämlich dort, wo die Bäume wachsen. Es stellt sich jetzt die Frage, ob es Sinn macht Holz z.B. auf die Malediven zu schicken. Ich glaube grundsätzlich, dass Holz dort verwendet werden soll, wo es wächst, aber es macht auch Sinn, es in durch Erdbeben gefährdeten Gebieten einzusetzen. Technologietransfer hat sicher seine Berechtigung.
Was sind Deine zentralen Lösungsansätze und Kompetenzen?
Ich glaube, ich bin ein ganz guter Konstrukteur. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung habe ich relativ schnell das Bild einer guten Lösung im Auge beginnend beim Entwurf, über den Transport bis hin zur Montage. In jedem architektonischem Entwurf steckt eine konstruktive Lösung.
Was waren vor 20 Jahren die Dogmen in der Holzbau- Szene?
Es herrschte das Vorurteil, dass Holzbauten nur für die Landwirtschaft geeignet sind, nicht lange halten beziehungsweise minderwertig sind. In den 80er Jahren hat man sich dann ernsthaft mit dem Holzbau beschäftigt und ihn weiter entwickelt.
Was sind heute Dogmen, die man hinterfragen darf?
Wir haben uns in der Euphorie, alles zu erforschen, eine Zwangsjacke angezogen. Wir haben Anforderungen nicht hinterfragt, sondern wollten alles erfüllen z.B. beim Brand- oder Schallschutz. Im Moment herrscht bei diesen Themen ein intellektuelles Spiel zwischen Universitätsprofessoren. Holzbau muss wieder einfacher werden.
Gab es einen Moment, in dem Du Deine Einstellung gravierend verändert hast?
Ich habe in einem kontinuierlichen Prozess immer dazu gelernt. Ich möchte aber jetzt bei der Komplizierung, die zur Mystifizierung wird, nicht mehr mitmachen.
Wo erlebst du heute Widerstand, Konflikt?
Die heftigsten Konflikte im Hochbau gibt es beim Thema Schallschutz. Man muss den Vorgaben der Behörden tatenlos zuschauen. Die Anforderungen sind so hoch und die Lösungen so festgeschrieben, dass man über das Thema nicht diskutieren kann. Im industriellen Holzbau gibt es nur Einschränkungen was Holzkonstruktionen unter Bewitterung betrifft.
Was hat sich im Holzbau bewährt?
Holz ist der tollste Baustoff überhaupt. Heute ist eine faszinierende Genauigkeit in der Fertigung möglich. Holz ist in allen Formen einsetzbar als Stab, Fläche, gekrümmtes oder doppelt gekrümmtes Teil.
Was ist der nächste Schritt beim Bauen mit Holz?
Der Dialog zwischen Forschung und Planung muss intensiviert werden. Der Holzbau darf keine elitäre Bauweise werden.
Die Ausbildung unserer Zimmermänner muss weiterhin qualitativ hochwertig sein und angepasst an die neuen Entwicklungen, um das Feld nicht den großen Konzernen zu überlassen.
Interview: Kristin Pan, März 2018